So ein Theater

Die Theatergruppe des Gymnasiums Kirchenfeld hat mit Michail Bulgakows «Hundeherz» einen wilden Ritt auf der Bühne aufgeführt. Vielen Dank!
Liebe Theatergruppe

Moskau, im Jahre 25. Das scheint zunächst weit entfernt – sowohl geografisch, als auch zeitlich. Wer in einer eurer Vorstellungen in der Aula Platz genommen hat, merkte jedoch schnell, dass dem ganz und gar nicht so ist. Nicht nur die humorvollen Anspielungen auf unseren Schulalltag machten deutlich, wie aktuell die Themen des Stücks von Bulgakow sind.

«Schon möglich, dass André Lorenzetti so etwas tut. Vielleicht isst er im Kabinett und seziert Kaninchen in der Badewanne. Sogar sehr gut möglich.» (Professor)

Auf der Bühne erlebten wir einen Professor, dessen Ehrgeiz ihn so weit treibt, dass er einem Strassenköter die Hypophyse und Hoden eines ermordeten Kriminellen einsetzt – und damit ungewollt einen «neuen Menschen» erschafft. Der Strassenköter Lumpi nimmt die Gestalt eines Menschen an, behält aber die Charakterzüge des Verbrechers und die tierischen Instinkte des Hundes, der er einmal war. Hundeherz greift bekannte Motive von Faust und Frankenstein auf und warnt uns eindringlich davor, bedenkenlos in die Natur einzugreifen.

«Oh mein Gott, ich fange erst jetzt an zu begreifen, was aus diesem Lumpikow alles werden kann!» (Bormenthal) 

Euch ist es gelungen, diese komplexe, satirische Geschichte mit ansteckender Lebendigkeit und beeindruckender schauspielerischer Leistung auf die Bühne zu bringen. Schwonder, Knallikowa und Pfannkin haben uns regelmässig zum Lachen gebracht, die Abgeklärtheit des Professors und Bormenthals dagegen zum Schaudern. Mit Lumpi und Lumpikow teilten wir zumal unsere Verwirrung und auch Rage. Zusammen mit ihm fragten wir uns, was Menschsein wirklich bedeutet. Ein besonderes Highlight war auch die von euch neu hinzugefügte Zirkusszene mit «Gitarrensolo» und Breakdance-Einlage von Ueli, dem Bären.

Unterstrichen wurde eure schauspielerische Leistung durch ein eindrückliches Bühnenbild mit Schattenspiel, Mut zu Szenen im Halbdunkel und einem gelungenen Lichtkonzept. Ihr alle habt uns gezeigt, dass Theater mehr ist als Unterhaltung. Es ist ein Ort des Nachdenkens, des Fragens und des Staunens. Vielen Dank für diesen Abend, der uns vor Augen geführt hat, dass Menschsein mehr ist als blosse Verwandlung.

«Ja, meine Omi war schon ein Flittchen, Gott hab sie selig, die alte Frau. Bin längst Teil.» (Lumpi)

Wir freuen uns schon jetzt auf euer nächstes Stück!

Die Schulleitung
Eine Theaterkritik von Vera Mezzera, Gaël Perriard und Amelie Gashi (W26a)

Ein «Hundeherz» mit Humor und Lokalkolorit

Eine lebendige, modern inszenierte Aufführung von «Hundeherz», in der ein Hund zum Menschen wird, Bern aufblitzt und ein Berner Bär die Bühne erobert.

Am 6. November besuchten wir die letzte Aufführung des Stücks «Hundeherz» von Michail Bulgakow, gespielt von der Theatergruppe des Gymnasiums Kirchenfeld. Die Regie führten Lukas Nagy, Charles Wrapner und Timea Meyer. Das Stück erzählt von einem hoch angesehenen Professor, der in der Sowjetunion Experimente mit Organtransplantationen durchführt und dabei einen Strassenhund in einen Menschen verwandelt – mit unerwarteten Folgen.

Die erste Szene, die wir sahen, war eine als Hund verkleidete Person auf der Bühne. Schauspieler Steffen Bergkemper lieferte eine humorvolle und körperlich sehr präsente Darstellung des Hundes Lumpi. Er ging so stark in seiner Rolle auf, dass seine sprachlichen Ausdrücke in den hintersten Reihen teilweise nur noch als Winseln wahrnehmbar waren.

Später sah man Melanie Löhrer als Professor Filipp Filippowitsch Preobrashenski bei ihren Experimenten mit Organtransplantationen. Mit kreativem Lichtspiel dargestellt, erhielt der Hund Lumpi menschliche Organe und verwandelte sich in das Mensch-Hunde-Wesen «Lumpikow», gespielt von Anishya Moonganil. Lumpikow übernahm nicht nur die menschlichen Organe, sondern auch die schlechten Angewohnheiten seiner «Spender». Auch intensive Erziehungsversuche konnten diese Verhaltensweisen nicht abschütteln.

Das Theaterstück wurde von allen Schauspielerinnen und Schauspielern auf eine humorvolle und moderne Art umgesetzt. Dabei fehlten weder der Bezug zu unserer Heimatstadt Bern noch Anspielungen auf Rektor André Lorenzetti und die aktuelle Weltpolitik. Besonders ist uns der Berner Bär (gespielt von Felix Schmid) in Erinnerung geblieben, der mit Tanzeinlagen und witzigen Sprüchen die Szenen auflockerte und spielerische Elemente einbrachte.

Das Bühnenbild war bewusst schlicht. Die Wechsel zwischen den verschiedenen Orten waren gut nachvollziehbar. Der Einsatz des Lichts war hervorragend: Der Schatteneffekt während der Operation und die Partylichter im Zirkus fesselten die Aufmerksamkeit des Publikums. Die Kostüme waren – ähnlich wie das Bühnenbild – einfach, erfüllten aber ihren Zweck und passten zu den Figuren. Die mehrmals eingespielte Musik «Sur le pont d’Avignon» gefiel uns besonders gut und unterstützte die Stimmung der Szenen.

Zum Schluss flog Regisseur Lukas Nagy spektakulär auf die Bühne und sprach die wichtigsten Danksagungen aus. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Theaterstück eine eigenständige und kreative Inszenierung von «Hundeherz» bot. Durch die originellen Ideen und szenischen Umsetzungen wurde das Publikum gut unterhalten. Diese fieberhafte Aufführung wird uns so schnell nicht aus dem Kopf gehen.

Foto: Lukas Nagy
Grafik: Emilie Gerber EF BG ’26 & Italo Fiorentino

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